Ein Stück Kulturgeschichte

Text und Fotos: Stephan Käufer
Stefan Kronberger

Stefan Kronberger

„Die Mauer hat mich schon immer fasziniert. Es gibt ja unheimlich viele, die meisten sind teilweise schon komplett überwachsen und verfallen. Manche noch ganz gut, aber die hier liegt einfach spektakulär, weil sie so hoch ist und sich dem Geländeverlauf anpasst und den Hang hinunterzieht“, erklärt Stefan Kronberger. Kronberger betreut seit beinahe zwanzig Jahren das Arbeitsgebiet rund um die Schwarzwasserhütte des DAV Sektion Schwaben. „die Mauer“ liegt auf etwa 1850 m Höhe südwestlich des Ifen, oberhalb des Gerachsattel. Über zweihundert Jahre ist das Bauwerk alt, und etwa 700 m lang. „Sie sieht irgendwie aus wie die Chinesische Mauer“ ergänzt der Projektkoordinator.

wie die chinesische Mauer

wie die chinesische Mauer

Neunundzwanzig Auszubildende und zwölf Ausbilder aus dem Großraum Stuttgart haben es sich zur Aufgabe gemacht die abgesunkenen Mauerabschnitte wieder fachgerecht als Trockenmauerwerk aufzusetzen. „Es ist ein Stück Kulturgeschichte die mit der alpinen Baukultur zu tun hat“, erläutert Kronenberger. Deshalb wird das Vorhaben finanziell auch vom Landschaftsschutz Kleinwalsertal und von der Initiative Naturvielfalt Vorarlberg unterstützt. Federführend hat der Verband Garten, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V. die komplette Organisation des Projektes übernommen und unterstützt es ebenfalls finanziell.

dreieinhalb Fuß breit und vier Fuß hoch

dreieinhalb Fuß breit und vier Fuß hoch

Dreieinhalb Fuß breit und vier Fuß hoch, also etwa 1 Meter breit und 1,20 Meter hoch, so wurden bereits damals die Dimensionen der Bruchsteinmauern in der alpinen Bergwelt, schriftlich dokumentiert, definiert. Unser Bauwerk markiert den Grenzverlauf zwischen der Ifersgunt- sowie der Haldenalpe. „Die haben früher einfach die Steine die auf der Weidefläche liegen abgesammelt, jeder Stein der weg war, bedeutete gleichzeitig mehr Gras für die Tiere“, berichtet Kronberger weiter. Baumaterial war damals teurer als Arbeitskraft noch dazu war es reichlich vorhanden. Durch die Mauern wird verhindert das das Vieh die Gras- respektive Weidefläche der jeweils anderen Alpe betritt. Das Gelände hier ist sehr grasig, eignet sich also bestens zur Beweidung. Durch das mörtellose Aufeinandersetzen der Steinbrocken entstehen sehr viele offene Fugen und Hohlräume oder Hohlstellen. So bilden diese wiederum ein eigenes Habitat, einen Lebensraum. Ein weiterer Vorteil gegenüber vermörteltem Mauerwerk, weil so Schlupflöcher für Insekten oder anderes Kleingetier entstehen.

Schwarzwasserhütte

Schwarzwasserhütte

Das Bauwerk lässt sich am besten über die Schwarzwasserhütte erreichen. Von hier aus dem Wanderweg Richtung Gerachsattel folgen. Dort angekommen, rechts auf die Ifersguntalpe zuhalten. Etwa auf halber Strecke, am Drahtzaun, lässt sich links am Hang das Bauwerk erkennen. Bergschuhe und Übung am Berg sind aber unbedingte Voraussetzung für den Aufstieg.

Artikel wurde durch die Redaktion redigiert.


Erschienen im Allgäuer Anzeigeblatt am 28.06.22

47.337929,10.071900
Haldenhochalpe, Österreich

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