Der Nomade Gottes

Text und Fotos: Stephan Käufer

Als „Nomade Gottes“ bezeichnet sich der ehemalige Fischinger Pfarrer Helmut Kempter. Mit einem Festgottesdienst ehrte Ihn die Pfarrgemeinde zu seinem 50-jährigen Priesterjubiläum am Samstag den 20.08.22 in der Pfarrkirche St. Verena.

In einem gläubigen, katholischen Elternhaus kam Helmut Kempter 1942 in Leutkirch zur Welt. „Ich habe positive Vorbilder gehabt, mein Heimatpfarrer war ein sehr glaubwürdiger Mann, bodenständig. In Buxheim (im Internat) habe ich gute Patres erlebt“, erinnert sich Kempter. Damit war sein Interesse, seine Berufung zum Priesteramt geweckt. Vorträgen von Missionaren, denen er als Messdiener zuhören durfte, imponieren dem Allgäuer Buben, so einen Beruf wollte er auch ausüben. Sein Lebensweg lag nun offen vor Ihm. „Der Dienst am Mitmenschen hat mich interessiert, das Interesse an anderen Kulturen und den Menschen eine Botschaft mitzugeben“, erklärt er weiter. Nach der theologischen Ausbildung führte Ihn seine erste Station als Kaplan nach Peißenberg. Seiner Berufung folgend ging er 1974-1984 zehn Jahre in die Mission nach Sambia, Malariaschübe verhinderten eine weitere, langfristige Tätigkeit in Afrika. Zurück in der Heimat folgten Stationen als Priester in Vilgertshofen, Neu-Ulm und Fischen.

„Der Nomade Gottes bleibt nicht zu lange an einem Ort“, lächelt Kempter. Er nimmt damit Bezug auf die Zahl seiner Pfarrstellen. Auch in Neu-Ulm wo er dreizehn Jahre der Pfarrei vorstand sieht er sich als Missionar. Zu seiner Pfarrei gehörten viele aus Schlesien vertriebene, oder aus Kasachstan ausgesiedelte Familien. Viele Ehen dort sind ökumenisch, also mit katholischem und evangelischem Hintergrund. Und alle bringen auch Ihre eigene Kultur mit sich. Genau das ist es was Kempter so spannend findet. In Fischen erlebt er dann Gottesdienste die, zumindest in der Urlaubszeit, zu einem drittel aus Feriengästen bestehen. „Es geht nur der im Urlaub in die Kirche, der Zuhause auch geht. Aus Langeweile kommt da keiner herein.“ Und auch das bedeutet für Kempter wieder das Zusammentreffen mit fremder Kultur.

„Der Mensch braucht Vorbilder, ich bin Priester geworden, weil ich ein katholisches Vorbild hatte: im Elternhaus, der Pfarrer, gelehrte im Umfeld. Das Katholische und Religiöse das fehlt ja“, bezieht Kempter zur aktuellen Situation: Priestermangel, Mitgliederschwund, fehlende Spiritualität von Kirche und Gesellschaft, Stellung. Diese Problematik erkennt er auch in der evangelischen Kirche. Obwohl dort Priester heiraten dürfen, Frauen das Priesteramt ausüben können, im Allgemeinen ein liberaleres Denken herrscht besuchen auch dort weniger Gläubige den Gottesdienst. Er sieht gesamtgesellschaftlich die gleichen Probleme. Ein ändern der Strukturen wie es ja derzeit durch viele Laien gerade in der katholischen Kirche gefordert wird löst seiner Meinung nach nicht die Probleme der Kirchen. „Wenn die Ware gut ist, und das Paket sieht wüst aus, dann kauft niemand dieses“, folgert er.

Die Kirche war auf dem Bildungssektor führend: „Kindergärten, Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Hospize, das waren christliche“, hebt Kempter den Verdienst der Kirchen über die Jahrhunderte hervor. „Die Menschenrechte gehen auf das Christentum zurück, das vergisst man heute“, warnt er vor den Folgen dieser gesellschaftlichen Veränderungen. Fünfzig Jahre im „Dienst am Menschen“ Kempter ist seiner Berufung gefolgt und ihr treu geblieben. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen ist seine Warnung ernst zu nehmen.

Artikel wurde durch die Redaktion redigiert.


Erschienen im Allgäuer Anzeigeblatt am 23.08.22

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St. Verena
Hauptstraße 16
87538 Fischen im Allgäu

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