Kopenhagen Classic Grand Prix

Text und Fotos: Stephan Käufer
Überrundet

Überrundet

Durch seine offenen Vergaser saugt der aufheulende Achtzylinder die sommerliche Luft in sich hinein. Augenblicklich wenden sich Dutzende Augenpaare der Richtung zu aus der der unverwechselbare Klang der Cobra ertönt. Shelby Cobra, Name Automobil Mythos. Für die Rennstrecke gebaut, muskulös im Auftritt, schlank in der Linie. Wenn sie auch nur als Zuschauer, als Zaungast hier dabei sein darf, muss sie doch ihre Stimme ertönen lassen. Es ist schade, dass die beiden Cobras, die der Cobra Klub Danmark am Rande des Kopenhagen Historik Gran Prix ausstellt, Repliken und nicht die Originale sind. Doch mit Fug und Recht ziehen sie unter all den Automobilen die bewundernden Blicke der Passanten auf sich.

Bis zu 300 km/h möglich

Bis zu 300 km/h möglich

Nunmehr zum elften Mal, fand am 06 und 07 August 2011 im Faelledparken im Schatten des Fußballstadions der Kopenhagen Classic Grand Prix statt. Mit 25.000 Zuschauern, 3000 mehr als im vergangenen Jahr, schrieb die Veranstaltung einen neuen Zuschauerrekord. Erstmalig ausgetragen im Jahr 1996, als Kopenhagen Europäische Kulturhauptstadt war, mausert sich der Grand Prix damit zu einer der größten Rennveranstaltungen Nordeuropas. Etwa 50 Ehrenamtliche verwandeln innerhalb von acht Tagen den beschaulichen Park in eine Rennstrecke, auf der Spitzengeschwindigkeiten bis zu 300 km/h möglich sind. Hierbei werden über 800 Fahrbahnbegrenzungen aus Beton sowie ebenfalls über 800 Strohballen bewegt. Ebenfalls werden über 1800 Tribünenplätze, drei Restaurantzelte mit Platz für über 800 Gäste, sowie 90 Garagenzelte für die historischen Automobile errichtet. Weitere 300 Freiwillige sind während der Rennen als Streckenposten, Zeitnehmer, Sicherheitspersonal oder in der Organisation mit von der Partie.

300 Freiwillige

300 Freiwillige

„Für mich ist das Organisieren der Rennen wie Urlaub. Die alten Autos mitten in dieser tollen Stadt“, erzählt Per I. Leth, dann ein krächzen in seinem Walkie-Talkie, und sofort entschwindet er in seinem nagelneuen schwarzen AMG-Mercedes. Zum sechsten Mal ist der 52 jährige Däne aus Silkeborg einer Stadt in Mitteljütland nun schon als „Streckenchef“ beim Classic Grand Prix ehrenhalber dabei. Dem breiten Grinsen in seinem Gesicht zufolge war es auch nicht das letzte Mal, das er hier, keine zwei Kilometer Luftlinie von der kleinen Meerjungfrau entfernt, seinen Job macht.

Hält er die Innenposition?

Hält er die Innenposition?

Aus der lang gezogenen Rechtskurve donnern die Autos heran. Der cremefarbene MG - TC von Nicolaj Hansson liegt in Führung, aber an seiner Stoßstange klebt George Edney, ebenfalls auf einem MG. Die beiden schenken sich nichts. Nach der kurzen Geraden kommt die „Tag Heuer Kurve“. Im neunzig-Grad-Winkel schwenkt hier die Rennstrecke nach links. Hält Hansson die Innenposition in der Kurve, oder drängt der rote MG an ihm vorbei? Hunderte Zuschauer verfolgen auf der Tribüne das Duell der beiden. Er kann die Position halten. Ein kurzes Rühren im Getriebe, Zwischengas, Fehlzündungen ein kurzes, kaum wahrnehmbares Abbremsen und dann das erneute Aufheulen der Kompressormotoren. Vollgas. Hansson kann Boden gut machen. Edney kommt schlechter aus der Kurve. Hansson donnert schon auf die nächste Kurve zu. Auf der folgenden langen Geraden hat Edney keine Chance …

„Die Motoren der Autos müssen jeweils aus demselben Zeitraum stammen“, erzählt Joergen Hansson. Zusammen mit seinem 30- jährigen Sohn Nicolaj fährt der gemütliche Däne in der Klasse der „Rennwagen bis Baujahr 1947“. Joergen mit seinem blauen 1938er MG - TA. Nicolaj fährt einen cremefarbenen MG - TC Baujahr 1946, den ersten Nach-Kriegs MG.

Blauer MG - Morris Garages

Blauer MG - Morris Garages

Über 10.000 Fahrzeuge produzierte „Morris Garages“ von diesem Fahrzeug in den Jahren 1945 bis 1950. Vor dem weißen Boxenwagen der Beiden steht ein blauer Pavillon. Plastiksitzmöbel mit Polster und ein Campingtisch stehen darunter. Kaffee dampft auf dem Tisch. Mette, die Frau von Joergen und Mutter der Kompanie, sorgt für das leibliche Wohl „ihrer“ Mannen. Joergen ist damit beschäftigt, den Luftdruck am Rennwagen zu überprüfen, an der geöffneten Motorhaube stehen fachsimpelnd ein paar ältere Herren. Kinderaugen unter dem Weihnachtsbaum können nicht stärker leuchten wie die Augen der „alten Jungs“. Bei aller Professionalität und dem Anspruch an Sicherheit geht an der Rennstrecke und im Fahrerlager doch alles sehr familiär zu. Bis an die Fahrzeuge können die Zuschauer herankommen, und auch der Blick unter die Motorhaube ist möglich. Fahrer und Mechaniker haben ein offenes Ohr und sind einem kleinen Plausch nicht abgeneigt.

Auch der Blick unter die Motorhaube ist möglich

Auch der Blick unter die Motorhaube ist möglich

Sehen und gesehen werden, träumen mit offenen Augen, schwärmen von und über Legenden und das Aufstöbern des Traumes aus Kindheitstagen, das ist es, was den Reiz der Veranstaltung ausmacht. Ja, und natürlich so ganz nebenbei die Rennen selbst, bei denen sich nichts geschenkt wird und wo jederzeit das Risiko besteht, dass aus einem Traum in Sekundenbruchteilen ein Haufen Schrott wird. Die aber trotz mancher spannender Jagdszenen fair und partnerschaftlich ablaufen.
Und als Draufgabe, in den Mauern einer Stadt, die um ihrer selbst schon als Urlaubsziel von vielen angesteuert wird.

Eingeteilt in die Klassen:

  • Rennwagen bis 1947
  • Standard GT bis 1965
  • Standard GT bis 1971 unter und über 1300ccm
  • Standard GT von 1976 bis 1981
  • GTS Sportautos bis 1965
  • PRO / AM
waren mehr als 150 Fahrer bei den Rennen am Start.

Mercedes Dreirad

Mercedes Dreirad

Eine eigene Klasse bildeten die Legend Cars. Wenn es sich hierbei auch in der Regel nicht um Oldtimer handelt bildet die überwiegend in Nordeuropa beheimatete Gruppe eine preiswerte Alternative für den Einstieg in das Renngeschehen.

Eine Besonderheit am Samstag war die Mercedes Präsentation, bei der vom ersten Mercedes-Dreirad bis zum aktuellen DTM-Fahrzeug mancher Meilenstein aus der Werksgeschichte zu bewundern war. Immer am ersten Wochenende im August grassiert in den Straßenschluchten Kopenhagens das Rennfieber. Aufgrund des großen Erfolges, und stetig wachsender Zuschauermengen, ist das Rennen zum festen Bestandteil im

Rennfieber

Rennfieber

Terminkalender der Stadt geworden. Lars Scheving, Pressesprecher des Veranstalters, bestätigt denn auch, dass die Rennen im kommenden Jahr eine Fortsetzung erfahren. Auch deutsche Teilnehmer sind gern gesehene Gäste. Wer mehr wissen will: www.chgp.dk


Copenhagen Historic Grand Prix
Copenhagen Historic Grand Prix

Lyskær 7, 2730 Herlev

www.chgp.dk/

55.701294,12.567806
Faelledparken, Kopenhagen, Dänemark

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